©Letitia Gaba
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Eine Mutter, Großmutter,...
(c)Familienfoto/Besitz der Fam.
Das ist meine Großmutter mit 17 Jahren mit ihrem ersten Kind und ihr Mann (überzeichnet von Felicia, ihrem 6. Kind, spätere Art-Brut Künstlerin: http://feliciamarinca.blogspot.com/)
Meine Großmutter bekam 12 Kinder, ihr erstes direkt nach der Heirat mit 16 Jahren.
Meine Mutter was das 12. und letzte Kind einer ungewollt und viel zu früh gewordenen Mutter, die von ihrem Mann sehr oft, bestimmt nicht immer unter beiderseitigem Einverständnis, geschwängert wurde (wie die meisten Frauen in einem Herrschaftssystem zu dieser Zeit) in seinem von der Regierung und Kirche verankerten Recht auf (meist ungeschützten) Sex, um Kinder zu erzeugen, Kinder, die die Frau austrägt und um die sie sich ein Leben lang meist alleine kümmert/kümmern muss/soll, so dass sie nichts anders mehr tun kann, außer Kinder zu versorgen und den Haushalt zu machen. Meine Großmutter wollte eigentlich keine Kinder, zumindest nicht so früh und nicht so viele, sie wollte lernen, ebenso wie ihr Mann wollte sie studieren, Sprachen lernen, durch die Welt reisen. Das war ihr alles verwehrt. Eine Frau unter Millionen, ohne ein Recht auf ein selbständiges Leben... Eine Frau, unter unzählig vielen Frauen, die ihre Wut auf dieses unrechte Recht, Kinder gegen ihren Willen zu kreieren und sie unter großem Verzicht groß zu ziehen, auf die Kinder überträgt, sie sind ihr einziges Ventil. Ihr Mann tat ja nur das, was legal / erlaubt war und andere Millionen Männern auch taten mit der Rückendeckung des unrechten Gesetzes und ihren Kirchen-Verbündeten... Meine Mutter war das jüngste Kind. Ihren Vater hat sie nicht mehr erlebt, er nahm sich kurz vor ihrer Geburt das Leben, nachdem er aus dem Krieg endlich nach Hause kehren durfte. Der Krieg, das System in dem es Kriege gibt, hat ihn endgültig gebrochen...
Er war im Krieg v.a. als Architekt in Europa herumgekommen, er musste aber auch als Rumäne im deutsch-rumänischem Bündnis auf Seiten Deutschlands kämpfen und seine Frau und Kinder alleine lassen, Jahre bis Jahrzehnte lang, wie viele andere Männer auch. Außer ein paar tagelange Urlaube, indem er sie schwängerte, hat meine Großmutter ihn nicht gesehen und die Kinder alleine aufgezogen, die meiste Zeit ohne finanzielle Unterstützung. Die Kinder mussten schon früh für Essen und ein wenig Geld arbeiten.
Mein Großvater hat das Leid erlebt, was Männer sich gegenseitig in Kriegen antun und auch das Leid, das Millionen Frauen und Kindern damit angetan wird, und den Menschen, die ihm am nächsten standen. Hat er auch das Ausmaß an Elend begriffen, dass Millionen von Frauen erlitten haben durch die systematische Menschenzucht? Hat er das Elend begriffen, was Menschen im 2. Weltkrieg (und all die unzähligen Kriege davor und danach) für Katastrophen verursacht haben? Vielleicht hat er das... denn bevor er seinem Leben ein Ende setzte, hat er noch einen Mann, der seine Frau auf der Straße im Dorf verprügelte, mit mehreren Faustschlägen getötet... vielleicht in der Erkenntnis welche katastrophalen Ausmaße und Ergebnisse toxische Männlichkeit er-zeugen kann...gegen das Leben, gegen die, die das Leben austragen, gebären, es groß ziehen ...Gegen die Menschen / gegen sich selbst.
Die Frau ist durch eine Art Naturrecht verantwortlich für das (neu geborene) Leben: Ihr hat die Natur das Kreieren neuen Lebens anvertraut. Wenn man ihr dieses Recht mit Gewalt und per Gesetz wegnimmt, ist es eigentlich nicht mehr ihre Verantwortung, was danach mit dem Leben geschieht, aber... wer trägt die Verantwortung? Ein toxisches Herrschaftssystem beinhaltet keine Verantwortung...
Erst wenn Frau aufwachen kann, wenn sie als Mädchen nicht mehr diskriminiert und unterdrückt wird, kann sie später als Frau und Mutter ihre Verantwortung wieder voll übernehmen/zurück nehmen, dann wird auch ihr Sohn, der spätere Mann, Verantwortung übernehmen können für sein Tun...
Dieses Foto hier zeigt meine Großmutter mit ihrem ersten Kind und meinem von meiner Künstlertante Felicia Marinca (Outsiderart-Künstlerin) überzeichneten Großvater, ihren Vater. Sie kratzte sein Gesicht weg und zeichnete darauf einen viel zu großen Kopf einer freundlichen Person, einem Kind ählich, das Kind einer weiteren traurigen Mutter, ein Vater, der Kind geblieben ist, emotional unreif und gebrochen... Felicia ahnte instinktiv, wer er innerlich war und wer letztendlich die Verantwortung für ihre eigene traurige und verpfuschte Kindheit und Jugend hatte sowie die ihrer Geschwister.